22.07.2014 - Region Hunsrück - Wegen Rotmilan wird es in der Umgebung von Oberkirn keine Windräder geben

Die Nahe-Zeitung (Kurt Knaudt) berichtete hierzu:

Rotmilan stoppt Windpark in Oberkirn

VG Rhaunen. Der Windpark bei Oberkirn ist gescheitert: Die Firma Juwi hat die Bauanträge für vier dort geplante Windräder zurückgezogen. Das haben die Kreisverwaltung Birkenfeld und Juwi selbst auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt. 

Damit fällt für die in der Verbandsgemeinde Rhaunen tätige AöR nach Gösenroth und Sulzbach bereits der dritte Standort weg. Der Grund ist auch in Oberkirn der Nachweis eines Rotmilan-Vorkommens. "Wir müssen diesen naturschutzrechtlichen Ausschluss- grund akzeptieren, auch wenn damit drei Jahre Arbeit infrage gestellt sind", bewertet Georg Dräger, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rhaunen, die Situation. Es könnte sogar noch schlimmer kommen: Die letzte noch verbliebene Fläche, das Eignungsgebiet bei Bundenbach, für das laut AöR-Vorstand Hans-Dieter Weyand noch keine Bauanträge für Windräder gestellt wurden, ist nach NZ-Informationen wegen naturschutzrechtlicher Bedenken zumindest stark gefährdet. Wenn auch dort nichts geht, stünde die AöR ganz mit leeren Händen da. Weyand will noch in diesem Monat eine Sitzung des Verwaltungsrates der AöR einberufen, in der mit Ausnahme von Gösenroth alle Ortsgemeinden der VG Rhaunen vertreten sind, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Den Ansatz, mit der AöR die Ansiedlung von Windenergie in der Verbandsgemeinde gezielt zu steuern, eine Verspargelung zu verhindern und zudem auch noch die Einnahmen unter allen Ortsgemeinden solidarisch zu verteilen, hält Dräger nach wie vor für "den einzig richtigen Weg". Nach diesem Modell wollte Juwi auf je zwei Vorrang- und Eignungsgebieten insgesamt mehr als 20 Rotoren errichten. Im Lauf von 20 Jahren hätte das rund 30 Millionen Euro an Pacht eingebracht. An der Vision einer Energieregion Rhaunen will der VG-Bürgermeister aber festhalten. Es geht dabei um die Nutzung "von für uns verfügbaren Ressourcen" - unter anderem Biomasse. Wenn auch der Standort Bundenbach kippt, blieben für Windenergie innerhalb der Verbandsgemeinde aber jetzt nur noch die insgesamt circa 12 000 Hektar großen Flächen im Idarwald übrig. Ob es dazu kommt, sei aber bislang völlig ungewiss. "Wir stehen da noch ganz am Anfang", fasst Weyand den Stand der Dinge zusammen. Denn dieses riesige Gebiet wurde noch gar nicht untersucht, weil es als Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück bisher tabu war. Durch die neue Version des Landesentwicklungsprogramms (LEP IV) ist dieser Schutz bald passé. Nach Informationen unserer Zeitung gibt es inzwischen schon Bauvoranfragen für private Flächen. Für den ersten Schritt bei der Prüfung der Frage, welche Gebiete im Idarwald überhaupt infrage kommen, hatte der Verbandsgemeinderat im Mai bereits grünes Licht gegeben: Zunächst sollen die Träger öffentlicher Belange beteiligt werden. Ziel ist laut Dräger weiterhin ein wasserdichter Flächennutzungsplan, der einen Wildwuchs in der Verbandsgemeinde verhindert. Voraussetzung dafür sei, dass auch der Idarwald begutachtet wird. Was nach Aussage des Bürgermeisters auch eine Kostenfrage ist. Der Vierherrenwald, ein rund 450 Hektar großes Areal im Idarwald, ist in privater Hand, der Viergemeindewald gehört Rhaunen, Stipshausen, Sulzbach und Bollenbach. Nach Meinung der Kreistagsfraktionen von LUB und Grünen muss beim weiteren Ausbau der Windenergie im Kreis Birkenfeld der Vogelschutz generell stärker berücksichtigt werden: In Anträgen, die in der nächsten Sitzung behandelt werden sollen, fordern sie gleichlautend eine Bestandserfassung sensibler Arten, insbesondere des Rotmilans, im ganzen Kreis. Das Aus für den geplanten Windpark in Oberkirn "müsste für die Kreisverwaltung ein Signal sein, den Naturschutz viel ernster zu nehmen", betont Uwe Anhäuser, Kreistagsmitglied der LUB, Vorsitzender des Bündnisses "Energiewende für Mensch und Natur" und seit voriger Woche auch Dritter Beigeordneter der Verbandsgemeinde Rhaunen. Kurt Knaudt

www.rhein-zeitung.de/region/lokales/kirn_artikel,-Gescheitert-Rotmilan-stoppt-den-Windpark-_arid,1182817.html

Die Welt berichtete ebenfalls am 22.07.2014 über diesen Sachverhalt:

Rotmilan-Vorkommen stoppt Juwi-Windpark im Hunsrück

Wörrstadt/Oberkirn (dpa/lrs) - Das Vorkommen streng geschützter Rotmilane hat einen Windpark des Betreibers Juwi nahe Oberkirn im Landkreis Birkenfeld gestoppt. Dort sollten vier Windenergieanlagen entstehen, wie das Unternehmen am Dienstag auf dpa-Anfrage mitteilte. Zuvor hatte bereits der SWR darüber berichtet. Die Planung sei sehr weit fortgeschritten gewesen. Letztlich gehörten ornithologische Fachgutachten, die den Bestand und Flugrouten geschützter Vogelarten im Umkreis dokumentierten, aber zu den naturschutzrechtlichen Vorgaben.

Gerade das Vorkommen des Rotmilans, der auf der Roten Liste der gefährdeten Vögel stehe, werde genau geprüft, teilte ein Sprecher mit. Komme diese Art in unmittelbarer Nähe vor und könne der Standort der Anlagen wegen vorgeschriebener Mindestabstände zu Horsten von Rotmilanen oder zu einer Wohnbebauung nicht umgeplant werden, müssten Projekte zurückgenommen werden.

Einer Statistik des Landes Rheinland-Pfalz zufolge wurden seit 2002 im Land sieben Rotmilane Opfer von Windkraftanlagen. Andere Experten gehen von höheren Zahlen aus.

www.welt.de/newsticker/dpa_nt/regiolinegeo/rheinlandpfalzsaarland/article130449274/Rotmilan-Vorkommen-stoppt-Juwi-Windpark-im-Hunsrueck.html